Polizeigewalt in Rio de Janeiro

9 04 2015
SENDUNG: Ö1 Mittagsjournal, Donnerstag, 9. April 2015
Ö1 zum Nachhören

Gestern Abend haben in der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro wieder hunderte Menschen gegen Polizeigewalt in den Favelas protestiert. Bereits seit einer Woche finden in Rio immer wieder Kundgebungen statt. Anlass war der Tod eines 10-jährigen Buben in der Favela „Comlexo Alemão“ im Norden der Stadt. Er wurde während einer Polizeioperation von einem Querschläger getroffen. Vorfälle wie dieser sind kein Einzelfall. Unter Kritik steht einmal mehr die Sicherheitspolitik der Regierung von Rio de Janeiro, die mit einem riesigen Polizeiaufgebot versucht, die Armenviertel zu „befrieden“.

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Todesschüsse aus dem Polizeigewehr?

„Die Polizei tötet nur die Armen“, rufen die Demonstranten. Und es treffe vor allem schwarze Jugendliche kritisiert eine junge Afrobrasilianerin. Keine Polizei der Welt würde so viele Menschen töten, wie die brasilianische, meint ein Demonstrant. Es sei eine Schande, dass Polizisten ständig Gewalttaten begehen und dafür so gut wie nie bestraft würden, betont ein anderer. Den Rest des Beitrags lesen »





Enthüllung oder „Wahl-Terrorismus“?

26 10 2014

SENDUNG: Ö1 Morgenjournal, Sonntag, 26. Oktober 2014

In Brasilien findet heute die Stichwahl um das Präsidentenamt statt. 143 Millionen Wahlberechtigte sind aufgerufen, an den elektronischen Wahlurnen zu entscheiden, ob sie eine weitere Amtsperiode der Arbeiterpartei unter Dilma Rousseff wünschen oder einen Rutsch nach Rechts mit Aécio Neves. Der Wahlkampf war heftig, eines der dominanten Themen war Korruption. Und ausgerechnet zwei Tage vor der Stichwahl hat eine brasilianische Zeitschrift diesbezüglich neue Anschuldigungen gegen Kandidatin Dilma Rousseff vorgebracht.

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Das hat der korruptionskrisengeschüttelten Arbeiterpartei gerade noch gefehlt: „Lula und Dilma haben alles gewusst“ – titelt die regierungskritische Zeitschrift Veja. Rein zufällig wenige Tage vor der Stichwahl. Ein Kronzeuge im Petrobras-Skandal soll angeblich ausgesagt haben, die Staatsspitze habe gewusst, dass einige Politiker bei Geschäften des staatlichen Erdölkonzerns mitkassierten. Präsidentin Dilma Rousseff spricht von „Wahl-Terrorismus“ und will Veja verklagen: „Diese Zeitschrift hat immer schon systematisch Kampagne gegen mich gemacht. Es ist nicht das erste Mal, dass sie in der Endphase des Wahlkampfes mit Diffamierungen daherkommen ohne Beweise vorzulegen. Doch die brasilianischen Wähler und Wählerinnen sind keine Idioten, sie lassen sich nicht so einfach manipulieren.“ Die Zeitschrift Veja hat sich von Anfang an offen für Aécio Neves ausgesprochen. Den Rest des Beitrags lesen »





Genug geweint: Brasilien vor dem WM-Finale

12 07 2014
SENDUNG: Ö1 Morgenjournal, Samstag, 12. Juli 2014
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Nach der schmachvollen Niederlage gegen Deutschland muss die brasilianische Seleção viel Kritik einstecken, insbesondere der Trainer Felipe Scolari. Bei der Rückkehr nach dem Spiel wurde die Mannschaft gerade einmal von 6 Fans im Trainingslager in Petropolis empfangen, die noch dazu lautstark protestierten. Heute Abend spielt Brasilien gegen Holland um den dritten Platz. Werden die Brasilianer ihrer Mannschaft noch einmal die Daumen drücken? Ist für sie die Fußball WM bereits uninteressant geworden? Oder sitzen sie nur noch vor dem Fernseher in der Hoffnung, den Fußball-Erzfeind Argentinien verlieren zu sehen?

(c) ullae

Das letzte gelbe T-Shirt

„Hör auf zu weinen“, singt ein Straßenmusiker im Zentrum von Rio de Janeiro. Bis Dienstag waren hier die Straßen noch voll von Menschen mit gelb-grünen Brasilien-T-Shirts. Die sind mittlerweile verschwunden. In der belebten Einkaufsstraße Rua Catete ist im Augenblick nur ein einziger Fan mit gelbem Shirt unterwegs: Ein Tourist aus Australien. Ja, er habe schon bemerkt, dass er der einzige sei und dass ihn die Brasilianer seltsam anschauen deshalb. Aber was soll’s. Er halte Neymar nach wie vor einen der besten Spieler der Welt und drücke Brasilien die Daumen gegen die Niederlande. Den Rest des Beitrags lesen »





Brasilien: Die WM und das Geschäft mit Sex

22 06 2014
SENDUNG: Ö1 Morgenjournal, Samstag, 21. Juni 2014 
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Kinderschutzorganisationen warnen schon seit längerem vor einer Zunahme der sexuellen Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen während der Fußball WM in Brasilien. Schätzungsweise 600.000 ausländische Touristen sowie 3 Millionen Brasilianer reisen während der Weltmeisterschaft in Brasilien herum. Das erhöht die Nachfrage nach dem Geschäft mit Sex. Medienberichten zufolge sollen Zuhälter in den WM-Austragungsstädten schon seit Monaten gezielt minderjährige Mädchen und Burschen aus den Armenvierteln sowie dem Landesinneren anwerben. Regierung und NGOs haben Aufklärungskampagnen gegen Sextourismus mit Minderjährigen gestartet.

(c) ullae

„Wegen der WM hingeschaut“

Abends an der Copacabana in Rio de Janeiro: Das letzte Match des Tages ist vorbei, ausländische und brasilianische Fans stürzen sich ins Nachtleben, Alkohol fließt in Strömen. Am Eröffnungstag der WM schloss die Polizei hier an der Copacabana, ganz in der Nähe vom „Fifa FanFest“, ein Hotel sowie eine Bar: In den beiden Lokalen seien minderjährige Mädchen als Sexarbeiterinnen tätig gewesen, erklärt Sento-Se, Leiterin von „ECPAT Brasilien“. Die internationale NGO-Plattform widmet sich dem Kampf gegen die sexuelle Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen. Den Rest des Beitrags lesen »





#Change Brazil (1) Wenn Fortschritte Unzufriedenheit schaffen…

25 05 2014
SENDUNG: Radiokolleg, Montag, 26. Mai 2014, 9:05 Uhr, 
7 Tage Ö1 zum Nachhören

Seit vergangenem Juni gehen in Brasilien immer wieder Menschen auf die Straße, um für Verbesserungen bei Bildung, Gesundheitsversorgung und öffentlichem Verkehr zu demonstrieren. Während der kommenden Fußball-Weltmeisterschaft wird eine erneute Explosion der Proteste befürchtet. Die Demonstranten kritisieren, dass die Regierung das Geld lieber in Großereignisse, wie Fußball-WM und Olympische Spiele steckt. In den vergangenen 12 Jahren hat sich Brasilien vom Entwicklungsland zum Global Player hochgearbeitet und das Land konnte beachtliche Fortschritte im Bereich der Armutsbekämpfung vorweisen. Wie wurde das geschafft? Und: wieso sind die BrasilianerInnen dennoch unzufrieden?





#VaiTerMarcoCivil: Brasilien bekommt eine Internetverfassung

15 04 2014
SENDUNG: Digital.leben, Dienstag, 15. April 2014, 
16:55 Uhr, Ö1 / 7 Tage Ö1 zum Nachhören

Zum 25. Geburtstag des World Wide Web diesen März wünschte sich dessen Erfinder, Tim Berners Lee, eine weltweite Internetverfassung, also ein Gesetz, das das freie Netz vor dem Zugriff von Regierungen und Unternehmen schützt. Brasilien wird jetzt – als erstes Land der Welt – genau so eine Internetverfassung bekommen. Ende März stimmten die brasilianischen Abgeordneten für den sogenannten „Marco Civil“ – ein Gesetz, das Datenschutz und Bürgerrechte im Netz garantieren soll. Demnächst dürfte der Senat seine Zustimmung geben. Der Gesetzesentwurf wurde übrigens mit Hilfe der Schwarmintelligenz der Internet-User erstellt. Die Idee dafür stammt vom brasilianischen Juristen Ronaldo Lemos.

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Verfassung für das Online-Universum

„Der Tag, an dem die Welt auf Brasilien schaut“, so euphorisch verkündeten Internetaktivisten das Abstimmungsergebnis über den Marco Civil, die brasilianische Internetverfassung. Unter dem Schlagwort #VaiTerMarcoCivil – also: der Marco Civil wird kommen – hatten sie monatelang Stimmung im Netz für das Internetgesetz gemacht. 340.000 Menschen unterschrieben eine entsprechend Online-Petition. Der brasilianische Jurist Ronaldo Lemos gilt als ein Vordenker dieser Internet-Verfassung. Er betrachtet den brasilianischen Gesetzesentwurf als Vorbild für die restliche Welt: „Der Marco Civil übersetzt die verfassungsmäßigen Rechte der Bürger auf das Online-Universum. Es geht um das Recht auf Privatsphäre, freie Meinungsäußerung und die Verantwortung von Unternehmen im Netz. Gerade in letzter Zeit haben ja einige Länder schlechte und restriktive Gesetze erlassen, um das Netz zu kontrollieren: die Türkei, Russland und China. Brasilien hingegen engagiert sich – als einziger BRICS Staat – für die Freiheit des Internet.“ Den Rest des Beitrags lesen »





Brasilien vor WM: Wirtschaft schwächelt

19 02 2014
SENDUNG: Ö1 Morgenjournal, Mittwoch, 19. Februar 2014 /
 Ö1 zum Nachhören

Wenige Monate vor der Fußball WM schauen die Wirtschaftsdaten im Gastgeberland Brasilien nicht sonderlich gut aus. Im vierten Quartal des Vorjahres ist die brasilianische Wirtschaft geschrumpft – zum zweiten Mal in Folge. Für heuer rechnet man mit hoher Inflation und schwachem Wirtschaftswachstum. Für Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff kommt das besonders ungünstig: Denn im Oktober sind Wahlen in Brasilien.

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Konkurrenz durch Afrika

Vor vier Jahren noch standen die Sterne gut für Brasilien: Die Wirtschaft wuchs um 7,5 Prozent, Sozialhilfeprogramme hatten 24 Millionen Menschen aus der Armut geholt und deren Konsum kurbelte die Wirtschaft an. Neue Erdölvorkommen wurden entdeckt und China kaufte massenhaft brasilianische Rohstoffe. Heute jedoch wird Brasilien von der US-Notenbank als „fragiles“ Schwellenland eingestuft. Eine der Ursachen: China hat sein Wirtschaftskonzept verändert und bezieht seine Rohstoffe zunehmend aus Afrika, erklärt der brasilianische Ökonom und Politikwissenschaftler Marcos Troyjo. Den Rest des Beitrags lesen »





FIFA, zahl meinen Fahrpreis!

7 02 2014
SENDUNG: Ö1 Mittagsjournal, Freitag, 7. Februar 2014, 
12:00 Uhr / Ö1 zum Nachhören

Bei einer Demonstration gegen Fahrpreiserhöhungen ist es gestern in der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro zu Zusammenstößen gekommen. Die Polizei setzte Tränengas ein, mehrere Menschen wurden verletzt. Und wie im vergangenen Sommer, als es um das Fußballgroßevent Confederations Cup ging, richteten sich die Proteste auch gegen die geplante Fußball-WM in Brasilien.

(c) Johannes Schmidt

Ein Drittel des Einkommens für Transport

„FIFA, zahl meinen Fahrpreis“ rufen die Demonstranten. Sie haben kein Verständnis dafür, dass die brasilianische Regierung Milliarden für die Fußball WM ausgibt, und dann kein Geld für öffentliche Dienstleistungen da ist, erklärt ein Demonstrant. „Für den schlechte Service der Busse werden wir diese absurden Preissteigerungen nicht hinnehmen“, sagt eine andere Demonstrantin. Wer regelmäßig mit Bussen in Rio unterwegs ist versteht ihren Frust: Regelmäßige Fahrintervalle gibt es nicht, man wartet oft ewig, um dann in einem überfüllten Bus zu stehen. Es gibt keine Netzkarte, jede Einzelfahrt muss extra bezahlt werden. Und die soll jetzt von 2,75 auf 3 Reais – das sind umgerechnet 90 Cent – erhöht werden. Etwa ein Drittel seines Gehalts gibt er pro Monat für Transport aus, erklärt ein junger Mann. Den Rest des Beitrags lesen »





Petition: Faire Bezahlung der freien MitarbeiterInnen im ORF

19 03 2013

Seit mehr als einem Jahr machen die Freien MitarbeiterInnen des ORF öffentlich auf ihre prekäre Arbeitssituation aufmerksam. Bis jetzt hat sich nichts geändert. Im Gegenteil: anstatt die Honorare auf ein faires Mindestmaß zu erhöhen, plant die Geschäftsführung des ORF weitere Sparmaßnahmen bei den Freien MitarbeiterInnen und damit am Programm.

Unterbezahlte Freie MitarbeiterInnen sind vor allem in jenen Bereichen des ORF tätig, die den öffentlich rechtlichen Auftrag wahrnehmen. Zum Beispiel beim Kultur- und Informationssender Ö1. Doch gerade dieser Bereich scheint der Geschäftsführung nicht sonderlich am Herzen zu liegen und wird zunehmend finanziell ausgehungert.

Zur Online-Petition gegen Sweatshop-Radio

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Netzaktivismus in Ost- und Südosteuropa

6 11 2012

SENDUNG: Digital.leben, Dienstag, 6. November 2012, 16:55 Uhr, Ö1

Wie können Menschen auf lokaler Ebene Antworten auf die globale Krise entwickeln? Wie kann Protest im 21. Jahrhundert aussehen und wo findet er statt? Ist das Netz etwa die moderne Agora – als jener Ort, an dem schon im Alten Griechenland die Bürger zusammenkamen, um politische Themen zu verhandeln? Mit solchen Fragen haben sich vor kurzem Künstler, Aktivisten und Wissenschafter am diesjährigen Flow-Festival in der bulgarischen Stadt Ruse auseinander gesetzt. Das Festival wird alle zwei Jahre vom österreichischen Außenministerium und dem Institut für den Donauraum veranstaltet. Die Teilnehmer kommen aus verschiedenen Ländern des Donauraums: von Serbien, über Österreich bis hin zu Rumänien und der Ukraine.

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Netzkultur gegen Korruption

Man dürfe das Internet als Ort für politischen Aktivismus nicht überschätzen, meint die rumänische Medienkünstlerin Rarita Zbranca aus Cluj – zu Deutsch „Klausenburg“, in Siebenbürgen. Sie hat 1998 mit Kollegen das Künstlerkollektiv AltArt gegründet. Gemeinsam mit NGOs und Wissenschaftern machen sich die Mitglieder von AltArt Gedanken über die Entwicklung der Gesellschaft, über Identitäten im Netz und über öffentliche Räume: materielle, wie virtuelle. Den Rest des Beitrags lesen »