SENDUNG: Kulturjournal, Montag, 15. September 2014,
17:09 Uhr, Ö1
Ö1 zum Nachhören
Wenn in Medien von Favelas in Rio de Janeiro die Rede ist, dann geht es meist um Gewalt, Drogen oder Misere. Die Favela Maré beispielsweise kam Anfang April international in die Schlagzeilen, weil dort im Vorfeld der Fußball WM die brasilianische Armee einmarschierte, um die Favela zu „befrieden“ und die rivalisierenden Drogengangs zu vertreiben. Die Soldaten sind bis heute dort präsent. Doch die düsteren, kriegsähnlichen Bilder zeigen nur die halbe Wahrheit. Seit langem bemühen sich NGOs das Leben der Menschen in der Maré zu verbessern. Unter anderem haben sie vor einigen Jahren ein Kulturzentrum eröffnet. Dort präsentieren seit Ende August namhafte zeitgenössische Künstler aus Brasilien ihre Werke und es finden regelmäßig Tanz- und Theaterperformances statt.
Dornröschen in der Favela
Der Theaterraum gleicht einer Lagerhalle, die Zuschauer sitzen auf Holzpaletten mit Polstern. Auf der Bühne präsentiert eine ausgebildete Clown-Frau ihr Ein-Personenstück. Es geht um die große Liebe, die Handlung basiert auf dem Märchen Dornröschen.
Die Produktion wurde aus einem Theater im Stadtteil Tijuca von Rio de Janeiro hierher in die Favela Maré geholt, erklärt Isabella Porto. Sie koordiniert die Kulturaktivitäten der NGO „Redes da Maré“ – zu Deutsch: Netzwerke der Maré. Seit mittlerweile zwei Jahren werden hier einmal pro Monat Tanzperformances und Theaterstücke gezeigt. Das Publikum ist sehr gemischt, erzählt Isabella Porto: „Für uns ist das Kulturzentrum der Maré ein Ort der Begegnung. Hier sollen Bewohner der Favela und Bewohner der restlichen Stadt zusammenkommen. Heute zum Beispiel war eine Gruppe Jugendlicher im Stück, die an einem Drogenentzugsprogramm teilnehmen, ehemalige Crack-Raucher. Auch so etwas finden wir ganz wichtig.“ Den Rest des Beitrags lesen »